Über mich - Susanne Baumgartner

Über mich

Susanne Baumgartner

Verschiedene Handarbeiten faszinierten mich immer. Klöppeln lernte ich vor fast 40 Jahren, seitdem befasse ich mich mit Spitzen allerArt. Es bereitet mir viel Freude die Klöppelkunst in Kursen weiterzugeben. Der Laden an der Schmiedengasse 13 in Biel war mein Traum und ich zeige Ihnen gerne meine Spitzenschätze. Mit viel Liebe und Ausdauer haben früher meist Frauen, die verschiedenen Spitzen - Techniken gemacht und damit ihre Wohnungen dekoriert. Auch die Kleider bekamen Spitzen - Verzierungen. Aus diesen Spitzen fertige ich neue Alltagsgegenstände für meinen Laden. Dabei verbinde ich Spitzen mit Stickereien. Ich freue mich auf Ihren Besuch.

Artikel im Bieler Tagblatt vom 07. 09. 2022

Spitzenfaszination

Wer heute noch Klöppeln lernen will, kann dies in der Bieler Altstadt. Seit dreieinhalb Jahren gibt Susanne Baumgartner Klöppelkurse und lehrt so das alte Kunsthandwerk. Seit den 90er-Jahren erlebte es eine Art Boom – mit drei Schlägen zu neuen Farben und Formen.

„Gehäkelt, gestrickt, genäht, geklöppelt – in meinem Laden findest Du alle Spitzenarten. Gesammelt oder selbst gemacht." Sie sitzt zwischen all ihren Spitzen an einem alten Holztisch. Seit März 2019 ist die Aargauerin Susanne Baumgartner mit ihrem Laden „Spitze“ in der Bieler Altstadt. In Biel überhaupt ist sie jedoch schon seit 1987. Vor dem Altstadt-Lädeli in der Schmiedegasse hatte sie erst einen im Mühlefeld, später in Nidau. Und nun eben seit dreieinhalb Jahren im historischen Teil der Stadt – irgendwie passend zu der Handwerkstradition, die bis ins Norditalien des 15. Jahrhunderts zurückgeht. Erst trug sie als Schmuck nur die Kirche, später, im 16./17. Jahrhundert trennte die teure Spitze den Adel vom einfachen Volk. Geklöppelt wurde vor allem im Kloster.

Über Frankreich haben sich die Spitzen schliesslich in ganz Europa niedergelassen, mit jeweils etwas anderen Mustern. Man findet sie in Schwarz an spanischer Flamencokleidung. Brügger-Spitzen in Belgien sind blumig. Geklöppelt wird übrigens auch in Brasilien. Die Technik ist mit den ausgewanderten Menschen nach Südamerika gekommen, wo sich dann wieder ganz eigene Muster entwickelt haben. Torchon zeichnet sich mit geometrischen Figuren aus – die französische Klöppel-Spitzen-Art, die sich schliesslich auch in der Schweiz durchsetzte. Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert begannen Bürgerfrauen kleine, feine Spitzen an die Nachthemden zu nähen, auf der Strasse hatte die Spitze da noch immer nichts verloren. Bäuerinnen begannen mit Heimklöppelarbeit um sich etwas dazu zu verdienen „die Spitze musste absolut perfekt sein, sonst bezahlte der Händler nichts dafür“, erzählt Baumgartner. Das Handwerk ging schliesslich gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehr und mehr verloren, da die Industrialisierung nicht nur Web- und Näh-, sondern auch die Klöppelmaschine hervorbrachte.
 

Nostalgie

„Als ich endlich mit Klöppeln angefangen hatte, lernte man es nur noch, um Spitzen für unsere traditionellen Trachten zu machen“, so Baumgartner. Nahdisnah kleidete sie ihre Puppensammlung zu Hause ein. Vierzig Jahre ist es nun her. „Endlich“, sagt sie, da sie schon als Kind die Mutter in der Küche nähen sah und so selber Schneiderin oder Handwerkslehrerin werden wollte. Doch zu brotlos seien die Aussichten in Mutters Augen gewesen, also wurde es als Basis eine Ausbildung in einer Papeterie.

Heute gibt Baumgartner selber Kurse. Doch wer braucht denn noch ein Spitzendecheli auf dem Tisch? Ein rundes, blumenförmiges unter der Vase? Warum will man heute noch von Hand klöppeln lernen? Zum Einen wohl einfach als Hobby und zur Bewahrung des traditionellen Handwerkes. So gibt es auch die Vereinigung der Schweizer Spitzenmacherinnen. Oder die deutsche Spitzengilde, mit einer starken Klöpplerinnenvertretung, die einen jährlichen Wettbewerb zu jeweils einem Thema durchführen.
 

Modernisierung

Auch Baumgartners – mehrheitlich – Schülerinnen, sie hat einen einzigen, etwa 13-jährigen Schüler, fasziniert vor allem das Kunsthandwerk. „Einige kommen vorbei und bringen gleich das Klöppelbrett des Grosis mit, manchmal wirklich uraltes Material“, sagt Baumgartner. Es sei wohl eine Mischung aus Nostalgie, manche haben es eben sogar noch miterlebt, wie zu Hause oder bei Grossmuttern geklöppelt wurde, und aus Faszination zum alten Kunsthandwerk. „Und wenn sie auf einmal sehen, dass man mit nur drei Schlägen der alten Technik ganz neue Muster klöppeln kann, dann kann man die Freude förmlich spüren.“

Halbschlag, Ganzschlag, Dreiviertelschlag. „Es ist unheimlich. Diese drei Schläge sind schon das ganze Klöppelgeheimnis.“ Baumgartner ist auch nach vierzig Jahren kein Bisschen klöppelmüde. Im Gegenteil. „Für mich ist das auch eine Art Entspannung“, sagt sie. „Mit Konzentration und Fokus auf mein Klöppelbrett, auf den Klöppelbrief, der das Muster vorgibt, und meine paar Klöppel, die ich in einem gewissen Rhytmus kreuze, drehe, und kreuzdrehe – da kann ich richtig runterkommen.“ Neben den traditionellen Spitzen, die Baumgartner über all die Jahre gesammelt hat, findet man in ihrem Spitzenladen auch moderne Figürchen. Einen Elefanten oder eine Katze. Ein geklöppeltes Segel auf einem Holzbötchen. Und schwungvolle Klöppelbilder. Selbst geklöppelten Schmuck für den Weihnachtsbaum. Grusskarten mit Klöppelspitze drauf. „Ja, heute ist es natürlich weniger das Decheli auf dem Nachttischli.“ Aber eben: „Wenn man die alte Technik beherrscht, kann man jedes Bild und jede Figur klöppeln. Es braucht nur etwas Geduld.“ Sie schmunzelt. Und klöppelt weiter an ihrem Holztisch.



 

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